LOHN+GEHALT special April 2021 ZEITWIRTSCHAFT 17 der eigene oder „geliehene“ Garten können auch weiterhin eine New- Work-Ausflucht bieten. Es spricht nichts dagegen, gezielt hierfür Fir- menhandys mit mobilem Guthaben in Aussicht zu stellen, damit man sich gerade angesichts dieser Situa- tion nicht „eingesperrt“ fühlt bei der Arbeit. Genauso verhält es sich mit der Mobilität: Die öffentlichen Verkehrs- mittel haben an Attraktivität verlo- ren angesichts der pandemiebeding- ten Ansteckungsgefahr und anders gestalteter Verfügbarkeiten. Wenn temporäre Präsenzen im Unter- nehmen (weiterhin) Voraussetzung sind, so kann man den kostenlosen Zugang zu Car-Sharing-Konzepten auch schon vorsorglich in Aussicht stellen, und wer E-Roller für geeig- net hält, der trägt sogar etwas zum „verloren gegangenen“ Fun-Faktor bei. Es mag den Anreiz durchaus erhöhen, wenn das Thema tatsächli- che Anbindung nicht hauptsächlich in der Verantwortung des künftigen Mitarbeiters liegt. Goodbye Kantine? Es sind nicht nur „eingefleischte Junggesellen“, für die das regelmä- ßige Essen im Betrieb einen nicht unerheblichen Anreiz darstellt, und ebenso bevorzugt nicht nur die Damenwelt ein Salatbuffet, bei dem sie sich das tägliche Schnippeln ersparen kann. Abgesehen davon, dass der gesellige Aspekt verloren geht, so bedeutet es für manchen Mitarbeiter nicht nur eine organisa- torische Entlastung, indem Einkäufe und Zubereitung wegfallen, es fehlt einigen grundsätzlich an Fantasie und Muße, sich mit dem Thema zu befassen. Hier bricht ein ganzer Vor- teil weg, der einigen einen sicheren Rahmen und auch für sie ernäh- rungstechnisch wichtige Abwechs- lung geboten hat. Seinen Mitarbeitern trotzdem ein Essen zu bieten, hat einen für- sorglichen Charakter – denn nicht jeder hat gleich eine „Home- office-Familie“, mit der er sein Schicksal möglichst gut teilen kann. Ein solches mögliches Defizit lässt sich modern und frisch durch Kochboxen lösen, die ja zumin- dest einmal in der Woche geliefert werden können, zum Beispiel zum „Wochenteiler“ Mittwoch als Mo- tivationsstütze. Natürlich ist auch die Involvierung von Lieferdiensten denkbar – da sollte man sich natür- lich aber Gedanken über die Qualität und Timing-Fragen machen. Oder man gibt einfach Gutschei- ne für Soft-Drinks in Bioqualität bis hin zu Smoothies oder für den „Dinkel-Bäcker“ mit ernährungsbe- wusstem Sortiment aus. Dann gibt es zumindest ein bisschen Bewe- gung inklusive, so wie beim frühe- ren täglichen Weg zur Kantine auch. Denn früher war ja nicht „alles“ schlecht – so lässt sich der eine oder andere ins ganz neue Homeoffice locken. Alles in Bewegung? Tolle Angebote, wie Personal Trai- ning, Sportgruppen oder Auszeiten bei einer Inhouse-Massage, werden in einigen Unternehmen schon durch Online-Angebote ersetzt, wo der Einzelne sich am Monitor dem Gruppensport anschließen kann, aber auch Einzeltermine sind in manchen Firmen möglich, wenn der Betriebsarzt sie befürwortet. Ein echter Ersatz ist dies natürlich nicht. Ein mögliches Upgrade wäre hier, monatliche Massage-Möglichkeiten bei externen Dienstleistern zu orga- nisieren, aber auch eine Fitnessuhr als Benefit könnte doch schon ein schönes Willkommensgeschenk sein. Im sonstigen Ausrüstungsbe- reich für das Sportprogramm wären ebenfalls einige Dinge denkbar, an- gefangen von der Yogamatte bis hin zur Regenjacke für die Förderung der Bewegung im Freien. Entspre- chend im Corporate Design gestaltet, wären das nicht nur Angebote im Sinne der Benefits-Bewerbung oder des betrieblichen Gesundheitsma- nagements. Sie wären vom ersten Augen- blick an ebenso Mittel zur Stärkung der Mitarbeiterbindung, die unter den gegebenen Umständen nicht gerade leicht ist. Umso anspruchs- voller die Zeiten, umso grundlegen- der können sich manchmal die Maß- nahmen wirkungsvoll gestalten. Von wegen „flache Kommunikation“? Wie kann man eine „Open Door Policy“ versprechen, wenn jeder in seinen eigenen vier Wänden sitzt? Passé erscheint das Zauberwort flache Hierarchien, wenn man nicht mal kurz klopfen kann und die Ge- sprächsanfrage den Charakter eines Online-Termins hat. Wo findet die bisher vielbeschworene offene Un- ternehmenskommunikation statt? Man trifft sich ja jetzt in vie- len Berufen in mehr oder minder großer Zahl in Arbeitsmeetings und schnell bilden sich bestimmte Chatgruppen, die den einen oder anderen gerne auch mal ausschlie- ßen, ohne dass dieser das verhin- dern kann. Damit tatsächlich noch zwanglos im Gesamtteam „geredet“ werden kann und die dialogische Unternehmenskultur untereinander gefördert wird, sollte man sich was einfallen lassen. Wenn New Work bedeutet, neue und vielfältige Formen der Arbeitskultur zu etablieren, so sollte das Thema (gemeinsame) Pausen gerade im Online-Zeitalter auch Berücksichtigung finden, zum Beispiel mit einem Viertelstünd- chen Kaffee-Klatsch oder Tea Time – allerdings ohne „Tratsch-Tan- ten-Charakter“. Denkbar wäre es, dafür ein Ereignis-Karten-Set pro Online-Treffen mit positi- ven Impuls-Themen zu gestalten, die lauten könnten: „mein bester Arbeitsmoment heute“ oder „mein Lieblingskunde“ – natürlich an- gepasst an die Branche und Aufga- ben. Im Fokus steht der Austausch auf persönlicher Ebene, ohne den Gesamtkontext aus dem Blick zu verlieren – eben einfach eine neue Form der zwischenmenschlichen betrieblichen Kommunikation mit einem lockereren Charakter. W Dr. Silvija Franjic, Online-Redakteurin + Jobcoach